Uganda 2023

Salem 03.-13. März 2023

Wir, Ulla und H.G. Meerpohl, haben die aktuelle Reise nach Salem als Vertreter des Vereins zur Förderung der Gesundheitsversorgung von Frauen (VFGF) und in Absprache mit den anderen Partnern von Salem Uganda kurzfristig geplant und durchgeführt.  Für uns war es die erste Reise nach einem Intervall von mehr als 3 Jahren. Ursächlich für das lange Intervall war im wesentlich die Covid 19 Pandemie. Konkreter Anlass für unserer Reise war die kurzfristige Ankündigung einer Grundsteinlegung (Groundbreaking Ceremony) für den Neubau einer Geburtshilflichen Einheit sowie eines multifunktionellen Operationstrakts auf dem Gelände des Kolonyi Hospital verbunden mit Renovierungsmaßnahmen im Altbestand mit dem Ziel, zusätzlich eine Neonatologische Unit neu einzurichten. 

Voraussetzung für die geplante, umfangreiche Baumaßnahme ist ein positiv beschiedener Förderantrag bei „ein Herz für Kinder“.  Der Förderantrag wurde Anfang 2022 von German Doctors e,V (GD) in Kooperation mit VFGF gestellt und im Juni 2022 mit einem positiven Votum zugeteilt. In mehreren virtuellen Meetings mit den ugandischen und deutschen Partnern wurde in den letzten Monaten das weitere Procedere besprochen. Dazu wurde das ugandische Team beauftragt, zunächst in einem Auswahlverfahren ein leistungsfähiges Bauunternehmen (contractor team) sowie, wenn möglich, einen erfahrenen Architekten als Supervisor für das Projekt zu finden. Als Vorgabe für die konkrete Bauplanung diente eine 2019 von Peter Schmieg und H.G. Meerpohl erstellte Bauskizze, in der Lage, Form sowie Ausdehnung des Baukörpers im Rahmen eines sogenannten Masterplans für das Kolonyi Hospitals definiert und konsensuell abgestimmt worden waren. Diese Bauskizze war auch Teil des Förderantrags. Anfang Februar 2023 wurden dann vom ugandischen Team die ausgewählte Baufirma sowie der Architekt den deutschen Projektpartnern vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt lag auch bereits die grundsätzliche Zustimmung der Distriktbehörden für den Neubau und die Umbauarbeiten vor. In einem sehr kurzen Abstimmungsprozess wurden vor unserer Abreise sowohl vom ugandischen Team als auch von den deutschen Partnern Vorschläge und Ideen zu einer optimalen Raumnutzung und Raumzuordung eingebracht und in die Planung aufgenommen. 


Fakten und Eindrücke vor Ort

In Uganda sind aktuell alle Einschränkungen in Zusammenhang mit der Covid Pandemie aufgehoben. Alle Schulen waren über fast 2 Jahre, so lange wie in keinem anderen afrikanischen Land, bis zum 2023 geschlossen. Auch der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen ist wieder uneingeschränkt möglich. Als Folge der Pandemie sowie der nachfolgenden kriegerischen Konflikte in Europa sind Kostensteigerungen bei den Grundnahrungsmitteln wie Reis und Mais (Posho) von 60-80% eingetreten. Der Preis für Benzin hat sich um ca. 30% erhöht, was sich auf die Transportkosten unmittelbar auswirkt. Die Preise für Baustoffe (z.B. Zement) sind derzeit offensichtlich sehr volatil. Uns wird der Eindruck vermittelt, dass die ländliche Bevölkerung der Region, überwiegend aus ökonomischen Gründen, die Besuche in privaten Gesundheitseinrichtungen zunehmend vermeidet und vermehrt öffentliche Health Center aufsucht. Für das Kolonyi Hospital bedeutet das, dass die Patientenkontakte sowohl in Outpatient Department als auch bei den stationär behandelten Patientinnen/Patienten in 2022 vergleichsweise niedrig waren. Dieser Trend hält derzeit auch weiterhin an. 


Medizinischer Service und Ausstattung: die Bereitstellung eines neuen Ultraschallgerätes sowie eines neuen Roentgen-Gerätes für die radiologische Basisdiagnostik im Jahr 2022 erweitert die diagnostischen Möglichkeiten erheblich, hat sich – möglicherweise bedingt durch die ökonomischen Rahmenbedingungen- aber noch nicht auf die Patientenzahlen ausgewirkt. Während beim Ultraschall – inititiert durch eine gezielte Fördermaßnahme des VFGF- zunehmende Kompetenz im Team bei der Diagnostik geburtshilflich gynäkologischer und chirurgischer Fragestellungen erkennbar ist, sind die radiologischen Kenntnisse und der Einsatz des neu angeschafften Röntgengerätes noch unzureichend. Hier sind, nach einer ersten praktischen Schulung im November 2022, weitere Unterstützung und Training erforderlich. Der Operationssaal weist die bekannten, schweren Baumängel auf und stand offensichtlich kurz vor einer Schließung durch die lokalen Aufsichtsbehörden. Nur durch die konkrete Ankündigung der geplanten Baumaßnahme konnte die Schließung abgewendet werden. Die Ausstattung des OPs ist unverändert auf niedrigem Niveau. Die Neu-Anschaffung eine HF-Schneide- und Koagulationsgeräts zur Senkung von Blutungskomplikationen wird bereits seit längerem diskutiert und sollte mit Priorität erfolgen. 

Streamline Electronical Medical Record Platform: seit ca. 3 Monaten wird im Kolonyi Hospital die digitale Erfassung und Verarbeitung von Patientendaten eingeführt. Das Programm einer ugandischen IT-Firma wurde offensichtlich speziell für Krankenhäuser in ländlichen Regionen und mit begrenzten Ressourcen entwickelt. Das Kolonyi Hospital wurde als eines von 15 Hospitälern im UPMB-Verbund ausgewählt und wird über einen Zeitraum von 2 Jahren für die Etablierung des Programms speziell geschult und unterstützt. Um von allen wichtigen Funktionsbereichen des Hospitals Daten in das System eingeben bzw. abrufen zu können, werden nach Angaben von Andrew Epenyu noch 3-4 PCs benötigt. VFGF hat die Finanzierung von mindestens 1 PC zugesagt. 

Streamline Community based Health Insurance: neben der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in Hospital versucht die Administration seit einigen Wochen auch, die ländliche Bevölkerung im Einzugsgebiet des Kolonyi Hospitals von den Vorzügen einer „Community based Insurance“ zu überzeugen.  Mit einem Beitrag von ca. 24 US Dollar pro Jahr für eine 4 köpfige Familie kann man das Anrecht auf eine umfassende Basisversorgung in einem PNFP-Hospital erwerben. Damit sich das Modell rechnet, müssenaber  ca. 10.000 Member rekrutiert werden. Das Administrator-Team des Kolonyi Hospitals erhofft sich, diese Zahl an Mitgliedern innerhalb von 2 Jahren erreichen zu können. Gelingt es, die bestehende Skepsis der Bevölkerung gegenüber einem Versicherungssystem (finanzielle Vorleistung ohne sichere Gegenleistung) zu überwinden, kann das auch zu einer höheren Auslastung und finanziellen Stabilisierung des Kolonyi Hospitals beitragen. 

Salem School of Nursing: die Entwicklung der Schule als Ausbildungsstätte für Krankenschwestern und Hebammen ist weiterhin sehr dynamisch. Die staatliche Zusage, ab 2022 Studenten entsprechend dem höher qualifizierten Diploma-Level ausbilden und zertifizieren zu können, hat die Attraktivität der Schule weiter erhöht. Seit Anfang 2023 werden an der Schule ca. 240 Studentinnen und Studenten ausgebildet. Die vorhandenen Räumlichkeiten für die Unterbringung reichen dazu schon nicht mehr aus, insbesondere die männlichen Studenten müssen derzeit außerhalb in den umliegenden Dörfern untergebracht werden.

Groundbreaking Ceremony: zu dieser Veranstaltung waren Vertreter der lokalen und der Distriktbehörden sowie Repräsentanten der Kirchen und der umliegenden Dörfer eingeladen. Insbesondere den Reden der Vertreter der lokalen und regionalen Behörden konnte man entnehmen, dass das Bauprojekt Kolonyi Hospital sehr positiv bewertet wird und mit einer Unterstützung auch bei dem Plan zu rechnen ist, nach Abschluss der Baumaßnahme einem Upgrade des Kolonyi Hospitals zu einem General Hospital von Behördenseite zuzustimmen. Meine Frage, ob auch eine finanzielle Unterstützung bei der Ausstattung des Neubaus von staatlicher Seite möglich sein, wurde nicht abschlägig beschieden. Konkrete Zusagen gab es natürlich nicht. Insgesamt war die Groundbreaking Ceremony nach unserer Wahrnehmung eine gut geplante Veranstaltung mit hoffentlich positiver Außenwirkung


Zusammenfassung : von unserer kurzen Projektreise nach Salem nehmen wir den Eindruck mit, dass ein motiviertes Team vor Ort dankbar die verschiedenen Veränderungen und Aktivitäten in den vergangenen zwei bis drei Jahren aufgenommen hat und bereit ist, einen eigenen Beitrag zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Umsetzung zu leisten. Mit Interesse haben wir auch erste Überlegungen aufgenommen, die Serviceleistungen nach Ausbau des Kolonyi Hospitals durch die Einbindung von Fachärzten im Sinne eines Consultant Systems auszuweiten. Weiterhin kann sich die Einführung der digitalen Datenverarbeitung und die erfolgreiche Etablierung einer Community based Insurance positiv auf die Weiterentwicklung des Kolonyi Hospitals auswirken.