Salem Uganda Januar 2015

Vom 03.01.2015-11.01.2015 haben Ulla und Hans-Gert Meerpohl, zusammen mit Christina und Peter Schmieg, erneut SALEM Uganda besucht. Der aktuelle Anlass war in diesem Jahr die Grundsteinlegung für ein weiteres „dormitory“ für die Schülerinnen der Salem School of Nursing , die -nach Ihrer Gründung in 2010- jetzt ca. 140 Schülerinnen in einem 3 jährigen Curriculum zu Schwestern und Hebammen ausbildet. Das private Schulzentrum hat zwischenzeitlich alle Hürden zur vollen staatlichen Anerkennung genommen und erfreut sich -nach unserer Wahrnehmung- großer Anerkennung im Mbale District und darüber hinaus.

Die Aufnahme in Salem durch Denis Medeyi und sein Team war wieder überaus freundlich. Christina und Peter haben es in den vergangenen Jahren durch Ihre regelmäßigen Besuche vor Ort und Ihr kontinuierliches Engagement in Uganda und in Deutschland geschafft, eine vertrauensvolle, ja freundschaftliche Atmosphäre der Kooperation zu schaffen, die eine Umsetzung der anspruchsvollen Baupläne für die Schule erst ermöglicht hat. Nachdem wir (Ulla & H.G.) dieses Projekt im Jahr 2014 kennengelernt haben, haben wir uns entschlossen, mit dem „Verein für Frauengesundheit“ dieses Schulprojekt finanziell zu unterstützen, um so die Erstellung eines weiteren „dormitory“ für 24 Schülerinnen finanziell sicherzustellen.

Hintergrund: Nach Angaben des Ugandischen Gesundheitsministeriums versterben jährlich noch mehr als 6.000 Frauen in Uganda an vermeidbaren Komplikationen von Schwangerschaft und Geburt. (438 mütterliche Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten) Die Behörden gehen davon aus, dass ca. 80% dieser mütterlichen Todesfälle vermeidbar wären, wenn allen Frauen eine Geburt “under skilled care“ möglich wäre. Die Gründe dafür, dass > 40% aller Geburten landesweit immer noch außerhalb eines Health Centers erfolgen, sind vielfältig. Im Einzelnen werden für Uganda folgende Gründe genannt:

  • Anfallende Behandlungskosten - insbesondere in nicht staatlichen HCs
  • Lange Anfahrtswege zum nächsten HC
  • Fehlende, kurzzeitig verfügbare Transportmöglichkeiten
  • Fremdbestimmung der Frauen durch Ehemänner u.a.
  • < 50% der schwangeren Frauen nutzen die Möglichlkeit von insgesamt 4 Vorsorgeuntersuchungen in einem HC
  • Schlechte Ausstattung bzw. fehlende Ausstattung der Maternities in den HC für das Management von Geburtskomplikationen und von Fehlgeburten
  • Schlecht ausgebildetes und unmotiviertes Personal in den HC
  • Präferenz für „traditionelle“ Geburtshäuser

Ein möglicher Ansatz, die aktuelle Situation für Mütter und Kinder zu verbessern, ist die Ausbildung von qualifizierten Schwestern und Hebammen, die – nach Abschluss ihrer Ausbildung- insbesondere in ländlichen Regionen die Qualität geburtshilflicher Versorgung verbessern können.

Salem Kolonyi Hospital:

Auf dem Gelände von Salem Uganda befindet sich auch ein „Private Non-Profit Hospital“ mit ca. 60 Betten, dass nach den nationalen Standards von Uganda die Kriterien für ein Health Center des Level IV (HCIV) erfüllt und seit 2010 entsprechend zertifiziert ist. Im Einzelnen gibt es eine „Maternity“, eine Station für Kinder mit Fehl und Unterernährung, eine Station für Frauen und Männer zur Behandlung von Infektionen (Malaria, HIV u.a.), einen OP für kleiner chirurgische Eingriffe und Kaiserschnitte, sowie ein Ambulanz-Department. Seit Herbst 2014 ist durch eine zeitlich begrenzte Finanzierung (UPMB) eine permanente ärztliche Versorgung sichergestellt

Während unseres Aufenthaltes in 2015, haben wir uns intensiv mit der Leistungsbilanz des Hospitals beschäftigt und nach Möglichkeiten gesucht, insbesondere die Leistungsfähigkeit im Bereich der „Maternity“ und bei der ambulanten Versorgung von Müttern und Kindern zu verbessern.

Vor Ort haben wir bereits kurzfristig die Zusage gemacht, das Krankenhaus mit einigen konkreten Maßnahmen zu unterstützen:

  • die sofortige kostenlose Bereitstellung von 1.000 Mama-Kits (Einzelpreis ca. 1 Euro) wird durch den Verein sichergestellt. Die Abgabe eines Mama-Kits erfolgt, wenn eine schwangere Frau im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge mindestens 2mal die Ambulanz des KH aufsucht. Das Mama-Kit setzt die Frau und deren Angehörige in die Lage, falls die Geburt nicht im HC erfolgt, durch sterile Handschuhe, eine Nabelschnurklemme und anderes Versorgungsmaterial die Bedingungen einer Hausgeburt zu verbessern und das Infektionsrisiko für Mutter und Kind zu vermindern.

  • die sofortige kostenlose Bereitstellung von 1.000 Mosquito Netzen ebenfalls an schwangere Mütter, die mindestens 3x die Schwangerenvorsorge des HCs besuchen. Einzelpreis für ein Mosquito Netzt ca. 1.50 Euro. Nicht erkannte oder unbehandelte Malaria ist in dieser Region unverändert eine der häufigen Ursachen für mütterliche und kindliche Todesfälle

  • Mittelfristig wurde durch P. Schmieg und H.G. Meerpohl eine Unterstützung angeboten
    • bei der Ersatzbeschaffung eines nicht mehr zuverlässig funktionsfähigen Sterilisationsgerätes
    • bei der Ersatzbeschaffung eines Narkosegeräts
    • bei der Reparatur des Op- Tisches
    • bei der Beschaffung eines Kühlschranks u.a. zur Aufbewahrung von Impfseren

  • Des Weiteren wurde zugesichert, den Einsatz eines vorhandenen, funktionsfähigen Ultraschallgerätes (Fa. Siemens) durch Beschaffung und Bereitstellung einer englischsprachigen Gebrauchsanleitung sicher zu stellen.

Längerfristig wurde die Unterstützung bei der Planung und Etablierung eines Krebsvorsorgezentrums für Gebärmutterhalskrebs (Cervix-Ca) im Kolonyi Health Center mit Vincent Medeye ausführlich diskutiert. Erste Erfahrungen mit speziellen HPV-Untersuchungs-Kits, die von Frauen selbst angewandt werden können und nur bei positivem (HPV) Befund weitere diagnostische und therapeutische Maßnahmen erforderlich machen, stimmen zuversichtlich. Den Verantwortlichen vor Ort wurde empfohlen, sich an bereits laufende Pilot-Projekte in Uganda anzukoppeln, um bereits vorhandenes know how für dieses Projekt in Salem zu nutzen. Für ein fachspezifisches Training in Diagnostik und Therapie von Krebsvorstufen (CIN III) wurde konkret Unterstützung durch HGM und eventuell auch durch Vermittlung einer Kooperation mit dem SES in Bonn angeboten.

Der Besuch in 2015 wurde weiterhin dazu genutzt, ein zweites Projekt im Westen Ugandas (Kibale District) zu besuchen. Schwestern des „Banyatereza Ordens“ hatten sich in 2014 an Christina und Peter gewandt mit der Bitte, Sie bei der Planung und Umsetzung eines Gesundheitsprojektes in Kinyarugonjo zu unterstützen. Probleme insbesondere bei der Versorgung von schwangeren Frauen vor und unter der Geburt stehen auch im St. Padre Pio Health Center im Vordergrund der Überlegungen. Wir haben das aktuell als HCIII ausgewiesene Gesundheitszentrum im Kibale District gemeinsam besucht und zugesagt, zunächst mit den Verantwortlichen in eine konkrete Problemerfassung und Bedarfsplanung einzutreten und dann gemeinsam sowohl bauplanerisch, medizinisch und finanztechnisch nach Lösungsansätzen zu suchen mit dem Ziel:

mittelfristig eine Qualitätsverbesserung durch ein zertifiziertes Upgrading des HC III in ein HC IV mit permanenter ärztlicher Versorgung sowie Möglichkeit zur Durchführung von Kaiserschnitten zu erreichen. Unser Eindruck von den handelnden Personen in Kinyarugonjo/Hoima (Sr.Annette) war sehr positiv und es wurde schnell deutlich, dass vor Ort bereits aktiv an Problemlösungen in Zusammenarbeit mit der Ordensleitung (Sr. Speciosa) und dem UCMB gearbeitet wird. (Erstellung eines Flyers zur Spenden-Akquisition in Uganda)

Für dieses Projekt wurden von Seiten des Vereins bisher noch keinerlei finanzielle Zusagen gemacht.

Zusammenfassend hat auch unserer zweiter Besuch in Uganda uns (Ulla& HG. Meerpohl) in dem Eindruck bestärkt, insbesondere das Salem Projekt in Kolonyi auch weiterhin mit unserem Verein aktiv zu begleiten, um so - langfristig und nachhaltig- unseren Beitrag zur qualitativen Verbesserungen der medizinischen Infrastruktur und damit zur Verbesserung der Lebensbedingungen für die überwiegend ländliche Bevölkerung der Region Nakaloke zu leisten. Hierzu ist bis auf weiteres eine kontinuierliche – auch finanzielle- Unterstützung aus externen Quellen erforderlich. Über ein finanzielles Engagement bei weiteren Projekten in Uganda (Kibale) muss auf der Basis aktueller Entwicklungen entschieden werden.

Karlsruhe im Februar 2015

Hans-Gert Meerpohl