Salem Uganda Januar 2014

Peter und Christina Schmieg reisen bereits zum 15. Mal nach Uganda während Ulla und H.G. Meerpohl nach 2010 zum zweiten Mal das ostafrikanische Land besuchen. Ziel unserer kurzen Reise ist das SALEM-Dorf in Kolonyi, in der Nähe der Stadt Mbale im Osten von Uganda. SALEM international ist eine gemeinnützige Organisation, die 1957 von Gottfried Müller gegründet wurde und in den Bereichen Soziales, Entwicklungszusammenarbeit, Bildung, Gesundheit sowie im Bereich Umwelt, Natur, Tierschutz gemeinnützig tätig ist. Derzeit arbeiten nach eigenen Angaben rund 130 Mitarbeiter an drei Standorten in Deutschland (Stadtsteinach, Höchheim und Kovahl) für die Organisation sowie etwa 250 Mitarbeiter in teils eigenständigen Projekten weltweit.

http://www.saleminternational.org

Nach unauffälligem Nachtflug von Frankfurt mit Zwischenstation in Dubai landen wir am 8.01.2014, etwas müde und erschöpft, auf dem Internationalen Airport in Entebbe. Kurz vor der Landung ein erster, kurzer Blick auf den Lake Victoria, dann rollt der Emirates-Airbus schon auf das Vorfeld und ans Gate. Beim Blick aus dem Fenster wirkt der Flughafen in Entebbe geschäftiger und professioneller als noch 2010: Maschinen der Ethiopian und der Egypt Air sind offensichtlich zeitnah gelandet. Etwas entfernt zahlreiche weiß lackierte Maschinen der UN, die hier seit Jahren stationiert sind. Anhaltendes Krisenmanagement in der Demokratischen Republik Kongo, in der Zentral-Afrikanischen Republik und auch wieder in Süd-Sudan, erfordert erkennbar verstärkte Präsenz der UN-Einsatzkräfte. Vermutlich mischt auch das Ugandische Militär kräftig mit.

„Entebbe International Airport –Welcome to the Pearl of Africa” steht in großen Lettern über der Arrival Hall. Bei angenehmen 25 Grad Celsius verlassen wir die Maschine. Die Einreiseformalitäten in der neu organisierten Immigration-Hall sind nach ca. 30 Minuten erledigt. In der Ankunftshalle wartet bereits der Geschäftsführer der SALEM-Brotherhood Uganda, Herr Denis Medeyi, auf uns. Die Begrüßung ist überaus herzlich und freundschaftlich. Nachdem alles Gepäck in dem geräumigen Auto verstaut ist, geht die Fahrt zunächst über ca. 40 km nach Kampala.

Unterwegs auf der Straße die vertrauten Verkehrsmittel: die vollbesetzten 15 sitzigen Sammeltaxis (Matatu´s) und

daneben die Boda Boda, diese kleinen Motorräder, auf denen auch schon mal 3 Personen oder geschickt aufgetürmte Lasten transportiert werden. Die Boda-Boda Fahrer fahren außerhalb der Städte zumeist immer noch ohne Helm, man mag sich die Unfälle und deren Folgen bei dieser Fahrweise kaum ausmalen.

Wir nähern uns Kampala, der Stadt auf sieben Hügeln. Über 5 Mio Menschen sollen bereits in dieser Stadt leben. Der Auto-Verkehr nimmt deutlich zu, aber noch kein Stau. Die Luft wird dagegen schon weit vor der Stadt gelblich grau. Mein Eindruck, der Smog über der Stadt hat seit 2010 deutlich zugenommen und wirkt bedrohlich. Peking oder Shanghai lassen grüßen. Wir fahren in das Zentrum und parken in einer kleinen, bewachten Garage in der Nähe der Kampala-Road. Es ist Zeit für einen Imbiss und dann für einen kleinen Rundgang: auf der Kampala–Road ein Stückchen nach Osten bis zum Uganda House, dann nach links in die Parliament Street – Fotos vom Parlamentsgebäude in gebührendem Abstand sind erlaubt- und später über einige Parallelstraßen zurück zur Kampala Road.

Viele Erinnerungen werden wach an unsern ersten Besuch in 2010, wo wir häufig diese Runde gegangen sind. Der Buchladen Aristoc, die Restaurants Fang Fang und Mama Miasowie das namenlose Café mit dem guten Fruchtsaft sind immer noch da. Das 2010 noch sehr betriebsame Internet-Café hatte dagegen offensichtlich seine Zeit, der Zenit scheint überschritten. Den Mengo Hill im Südwesten der Stadt erkennen wir im Dunst, für einen Besuch der mir sehr vertrauten Gegend ist nicht die Zeit. Unser Eindruck nach dem Rundgang: nur wenig Veränderung im Zentrum von Kampala. Die Stadt hat ihren eigenen, eher abweisenden Rhythmus und lädt nicht wirklich zum Bleiben ein. Wir sind froh als gegen 18.00 Uhr Denis all seine Aufträge erledigt hat und unser Auto, nach einer kurzen Inspektion durch einen Mechaniker des Vertrauens, grünes Licht für die Weiterfahrt nach Mbale bekommt. Dann über fast 1 Stunde nur Stop and Go in den völlig verstopften Straßen von Kampala bis wir den nordöstlichen Stadtrand erreichen und dann auf der Jinja-Road endlich zügiger vorankommen. Denis erweist sich auch in der hereinbrechenden Dunkelheit als routinierter und sicherer Fahrer und so erreichen wir nach gut fünf Stunden - knapp vor Mitternacht- das Salem-Dorf in Kolonyi. Zwei Apartments im Guest-House Bereich sind für uns reserviert. Wir fallen in die Betten und nach einem tiefen und erholsamen Schlaf wecken uns am nächsten Morgen ungewohnte Vogelstimmen und die strahlende Sonne mit blauem Himmel und angenehmen Temperaturen.

09.01.2010

Die seit vielen Jahren auf dem SALEM-Gelände, neben anderen Aktivitäten, betriebe Aufforstung und Begrünung vermittelt den Eindruck einer Oase mit fast parkartigem Charakter. Kleine und größere Gebäude im Guest House Bereich sowie die Ess-und Funktionsbereiche fügen sich gut in das Gelände ein.

Bei einem ersten kurzen Rundgang und beim Frühstück spürt man die echte Wiedersehensfreude bei der Begrüßung zahlreicher SALEM-Mitarbeiter. Auch den Neuankömmlingen (Ulla + H.G.) vermittelt sich sofort das Gefühl der Vertrautheit und Offenheit innerhalb der Salem-Familie. Auch einige bekannte Gesichter aus Deutschland haben sich für mehrere Wochen in Salem einquartiert und freuen sich über die Abwechslung.

Peter und Christina haben die Reise minutiös vorbereitet. Das Limit für das Fluggepäck von 30kg pro Person wurde von beiden fast vollständig ausgenutzt um u.a. fehlendes Material nach Salem zu bringen. Höhepunkt dieser Reise soll die Eröffnung des neuerbauten Sanitary Buildings sowie das Richtfest eines ebenfalls neu errichteten Dormitory für die Nursing School am 11.01.2014 sein. Beide Gebäude wurden von Peter und seinen Mitarbeitern ehrenamtlich, nach den Vorgaben eines gemeinsam verabredeten Masterplans, in Deutschland durchgeplant und auch die Bauphase, in engem Kontakt mit den ugandischen Bau-Ingenieuren Ben und Mike, überwacht. Ermöglicht wurden die umfangreichen Investitionen durch großzügige Spenden aus Deutschland u.a. von dem Verein LebenszeichenAfrica e.V. in Düsseldorf sowie durch den Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Freiburg.

Nach dem Frühstück, das von Irene - der Küchenchefin- für die zwei Geburtstagskinder (Christina und Ulla) liebevoll vorbereitet wurde, beginnt die Vorbereitung für das große Eröffnungsfest am Samstag.

Von Denis erfahren wir, dass alle wichtigen kirchlichen und weltlichen Repräsentanten der Sub-Counties, der Counties, des Districts und auch aus Kampala eingeladen wurden und, dass man als besonderen Ehrengast den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland erwartet. Die Anspannung des SALEM-Teams ist deutlich spürbar und auch wir sind bereit, unseren kleinen Beitrag zum Gelingen dieser wichtigen Veranstaltung zu leisten. Uganda ist aber nicht Deutschland und so führt die Anspannung beim Staff nicht zur Verkrampfung oder gar zu hektischem Aktionismus sondern eher zu Gelassenheit und gelegentlich unkoordinierter Improvisation.

Peter und Christina nehmen uns mit zu einer Begehung und Besichtigung des weitläufigen Geländes. Ein Craft-Shop , in denen allerlei handgefertigte Produkte aus den umliegenden Dörfern und aus eigener Produktion angeboten werden, eine Schreinerei und andere Werkräume, ein neu installierter Generator, in der Ferne das Krankenhaus und dann der abgegrenzte Campus der 2011 eröffneten SALEM Nursing School. In der Schule sollen im neuen Schuljahr 2014, ab Ende Januar, ca. 140 junge Frauen in knapp drei Jahren zu Krankenschwestern und Hebammen ausgebildet werden. Das Schulgeld für die gesamte Ausbildungszeit (ca. 2.400 Euro) muss von den Familien der Studentinnen aufgebracht werden. In dieser sehr armen Gegend sind viele Familien, trotz größter Anstrengungen, mit dieser Summe überlastet. Die Botschaft ist klar, hier kann man mit einem Ausbildungsstipendium nicht nur eine Studentin und ihre Familie unterstützen, sondern auch langfristig und (hoffentlich) nachhaltig etwas für die Gesundheitsversorgung in den ländlichen Bereichen von Uganda tun.

Alle Studentinnen wohnen und leben auf dem Gelände. Zurzeit sind noch die Weihnachts-/Neujahrsferien. Einige der Schwesternschülerinnen sind aber vorzeitig aus den Ferien zurückgekommen und feilen schon an den ihnen zugedachten Programmpunkten für die Eröffnungsfeier.

Der Campus ist wirklich beeindruckend. An der Kopfseite des Geländes (Osten) befindet sich ein zweistöckiges Gebäude, dass in guter Absicht vor ca. 10 Jahren mit KfW Geldern errichtet wurde, dann aber über mehrere Jahre ungenutzt blieb. (Bestätigung für das, was wir schon immer über Entwicklungshilfe in Afrika wussten- vielleicht?) Heute hat hier die Schulleitung ihr Office und weitere administrative Räume. Weiterhin wurde ein Schulraum mit PC-Arbeitsplätzen eingerichtet und im Obergeschoss hat sich Christina intensiv engagiert und die Bibliothek der Schule eingerichtet und nutzbar gemacht. Die verfügbaren Lehrbücher sind sicher nicht auf den neusten Stand aber eine gute Basis für solides Lernen. Auf der Südseite sind zwei weitere Schulräume, die aus dem vorhandenen Baubestand für diesen Zweck renoviert und eingerichtet wurden. Gegenüber, auf der anderen Seite des Geländes ist ein neu errichtetes Gebäude, das zukünftig als Wohnung für die Dozenten der Schule gedacht ist, zur Zeit aber als Schlafraum für einen Teil der Schülerinnen genutzt wird.

Im letzten Jahr wurde das Sanitärgebäude neu errichtet mit Toiletten, Waschräumen, einigen Duschkabinen und anderen Funktionsbereichen. Hier muss heute noch die endgültige Abnahme durch Peter und Denis erfolgen und dann soll es am Samstag an die Schule übergeben werden.

Im letzten Jahr wurde das Sanitärgebäude neu errichtet mit Toiletten, Waschräumen, einigen Duschkabinen und anderen Funktionsbereichen. Hier muss heute noch die endgültige Abnahme durch Peter und Denis erfolgen und dann soll es am Samstag an die Schule übergeben werden.

Auf dem Bild seht ihr Peter in Aktion, der alles und alle bis in das letzte Detail im Griff hat. Nur so klappt´s. Peter erzählt uns dann noch von den weiteren geplanten Baumaßnahmen, die je nach Mittelzufluss schrittweise in der nächsten Zeit geplant sind: ein 3. Dormitory (Investitionsvolumen ca. 40.000 Euro), ein kleines Zentrum auf dem Campus zur Kommunikation, für Aufführungen der Studenten oder andere soziale Events. In weiterer Zukunft dann, wenn eventuell auch in Uganda „männliche nurses and midwifes“ arbeiten dürfen, ein weiteres Schlafgebäude für die Jungens – weitab von den jungen Damen natürlich!

Nach so vielen Eindrücken sind wir einigermaßen erschöpft und freuen uns auf die Mittagspause und ein kurzes „Nickerchen“. Der Nachmittag vergeht schnell mit Gesprächen mit den „alten Hasen“ aus Deutschland, die alle SALEM-Uganda schon seit vielen Jahren verbunden sind und sich bei ihren Langzeitaufenthalten, jeder auf seine Weise“ in das Projekt einbringen. (Labor, Baumschule, Waisenhaus, Bewässerungsprojekt, Werkstätten u.a.) Das spürbare Engagement, auch in deutlich fortgeschrittenem Alter, beindruckt und macht Mut.

10.10.2014

Das Wetter ist wieder strahlend schön. An allen Ecken wird gefegt und geräumt für den großen Tag. Die schwäbische Hausfrau hätte ihre wahre Freude.

Für H.G. steht an diesem Vormittag der Besuch des Krankenhauses auf dem Programm. In einer sieben Stufen umfassenden Klassifikation der Gesundheitseinrichtungen in Uganda ist das Krankenhaus als Health Center Level IV registriert. In 2010 wurde ein neues Labor und ein Operationssaal eingerichtet. Im Labor können Malaria- und HIV Schnell-Tests und weitere Basisbefunde einschließlich Blutgruppen-Typisierung erhoben werden. Ein Laborant und ein weiterer Mitarbeiter gehören zum Staff. Qualifikations- und Fortbildungsmaßnahmen der Labor-Mitarbeiter werden durch persönliche Unterstützung gefördert. Laborleistungen werden auch für umliegende „ Health Center“ erbracht, in denen – wenn überhaupt- nur eine Krankenschwester die Versorgung sicherstellt. Das Krankenhaus hat eine Ambulanz: die Mehrzahl der Ratsuchenden sind Patienten mit Malaria und anderen ortsständigen Infektionen, Kleinkinder mit Mangelernährung, Hypertonie und HIV-Patienten. Stationär stehen ca. 60 Betten zur Verfügung. Die apparative Ausstattung ist bescheiden: ein ca. 20 Jahre altes Ultraschallgerät, von drei Untersuchungssonden ist noch eine brauchbar. Das zweite US-Gerät deutlich älter und offensichtlich nicht mehr nutzbar. Die wichtigste Abteilung zurzeit ist die Maternity: an diesem Tag werden 10-12 Frauen stationär durch eine Schwester/Hebamme und eine angelernte Hilfsschwester versorgt, die beide über 3-4 Tage im Dauereinsatz sind: Geburten, Todgeburten, Früh- und Fehlgeburten alles kommt vor. Kaiserschnitte (ca. 20-30 pro Jahr) können nur dann durchgeführt werden, wenn ein Anästhesist und ein operationskundiger Arzt aus der Stadt oder der Umgebung nach SALEM kommen können oder wollen (gegen Bezahlung!) Die unverändert hohe mütterliche und kindliche Mortalitätsrate, die sich leider im ländlichen Raum in Uganda in den letzten Jahren nur wenig verbessert haben, erklären sich unter diesen Bedingungen fast von selbst. In Erinnerung sind mir die individuellen Schicksale von zwei Patientinnen: eine 18 jährige junge Frau sitzt in sich zusammengesunken auf der Bettkante; sie hat in der Nacht im 5. Monat ihr Kind verloren, es ist bereits die zweite Fehlgeburt. Die Hebamme erklärt mir den Hintergrund: diese junge Frau ist die „Zweitfrau“ und muss damit rechnen, dass sie auf Grund der Ereignisse in dem Familienverbund ihre soziale Stellung (Versorgung) einbüßen wird und möglicherweise vom Mann verstoßen wird. Im nächsten Zimmer eine weitere junge Frau, die in der Nacht mit einem toten Kind in die Klinik gebracht wurde: sie hat das Kind in der öffentlichen Dorftoilette zur Welt gebracht. Es wurde in dem in den Boden eingelassenen Toilettenabfluss (Loch) gefunden. Der Polizeiposten wurde informiert und ihr droht nun ein Verfahren wegen möglicher Kindstötung. Auch sie lebt in einem Familienverbund mit mehreren Frauen. Ob der Ehemann hinter der Sache steckt und möglicherweise die Polizei informiert hat, ist noch unklar. Auch hier eine verzweifelte Frau, die erkennbar Unterstützung und Hilfe bräuchte.

Am Ende des Rundgangs wird klar, dass dieses „Krankenhaus“ mit der vorhandenen räumlichen und technischen Ausstattung mehr leisten könnte, wenn z.B. eine Personalausstattung mit einem über 24 Std permanent anwesenden/zuständigen Arzt und einer Hebamme und sichergestellt werden könnte. Mit besserer Personalausstattung könnten geburtshilfliche Notfälle adäquat versorgt werden und auch eine Ausweitung der präventiven Gesundheitsvorsorge (z.B. Krebsvorsorge) könnte für diese ländliche Region sichergestellt werden.

Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der Vorbereitungen. Die Programmabfolge wird bis ins Detail geplant und schriftlich niedergelegt: die Zahl der offiziell eingeplanten Redner wächst auf deutlich über 10, dazwischen Tanz-, Musik- und Theatereinlagen. Man ist schnell bei einem Zeitrahmen von deutlich über 4 Stunden, wenn sich die Redner an die Zeitvorgaben halten und auch sonst alles einigermaßen klappt. Die Kenner raunen uns zu, stellt Euch morgen auf eine lange Veranstaltung ein. Auf dem Gelände werden vier große Zelte für die VIP´s, die eingeladenen Eltern und Angehörigen sowie die Studenten aufgestellt, die Technik vorbereitet und die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass nach Abschluss der offiziellen Veranstaltung die ca. 200 erwarteten Gäste mit einem Festmahl versorgt werden können.

Für den Abend hat sich der deutsche Botschafter angesagt, der nach Insider-Informationen vor Dunkelheit von der Straße sein muss wegen der bekannten Gefahren - und in der Tat: kurz vor 18:00 trifft seine Exzellenz im Dorf ein. Herr und Frau Düxmann sind gebürtige Kölner und das macht die Kommunikation bekanntermaßen häufig sehr viel einfacher. Es entwickelt sich über den Abend eine wirklich sehr nette und unkomplizierte Gesprächsrunde und wir erfahren aus dem Munde der Düxmanns sehr viel Interessantes zu Land und Leuten. Auch das SALEM Projekt kennt der Herr Botschafter sehr genau und bestätigt unseren ersten Eindruck, dass es sich hier um ein echtes „Leuchtturm-Projekt“ in Uganda handelt. Die Nacht ist nicht ganz so gut, vielleicht haben wir (Hans) dem „NILE“- Bier etwas sehr zugesprochen, was man bekanntermaßen gelegentlich büßen muss.

11.01.2014

Der große Tag ist da. Die Sonne strahlt wieder von einem blauen Himmel. Der offizielle Beginn der Veranstaltung ist auf 10 Uhr festgelegt. Alls wir um kurz nach 10 Uhr den Festplatz betreten sind wir fast die ersten Gäste.

An allen Ecken wird noch geschäftig geräumt und gerichtet. Gegen 11:30 sind die Mehrzahl der „wichtigen Gäste“ eingetroffen und das Programm kann beginnen: die Jugend Brass-Band machiert auf und spielt sehr melodisch die ugandische und dann die deutsche Nationalhymne.

Dannach wird das geplante Programm Punkt für Punkt abgwickelt: die zahlreichen Redner treten auf, begrüßen sich wieder und wieder gegenseitig, loben das Projekt und die Institution, die sie vertreten und auch ein bischen sich selbst. Jeder kennt das und ich muß es nicht weiter ausführen. Alle sind sich aber darin einig, dass an diesem Tag Christina und Peter das größte Lob für Ihren Einsatz gebührt.

Was uns dann besonders fasziniert ist, mit welcher Freude und Unbekümmertheit von den Studentinnen die zahlreichen Wort-und Tanzeinlagen zwischen den Reden vorgetragen werden: es vermittelt sich authentische afrikanische Lebenfreude und eine spürbare Dankbarkeit der Studentinnen, an diesem Ort unter fast idealen Bedingungen (für ugandische Verhältnisse) studieren zu können.

Entgegen aller Unkenrufe läuft am Ende fast alles beinahe reibungslos und als gegen 4:00 der letzte Programmpunkt, die Rede des Herrn Botschafters aufgerufen und abgeschlossen ist, sind alle begeistert über das gelungene Fest. Das anschließende Festessen schmeckt allen gut und es ist für alle reichlich angerichtet.

12. 01.2014

Der Sonntag beginnt für Peter und Dennis gleich nach dem Frühstück mit einer weiteren Bausitzung, wo die nächsten Planungsschritte nochmals diskutiert und mit Ben und Mike abgestimmt werden sollen. Wir (Ulla + Hans) fahren nach Mbale, um das dortige Regional- und Ausbildung-Krankenhaus zu besuchen. Das KH ist eines von ca. 10 Regional-KH in Uganda mit ca. 400 Betten und es versorgt ein Einzugsgebiet von ca. 3 Mio Menschen. Am Eingang treffen wir Christine, die hier als Midwife arbeitet. Das Hauptproblem für unsere Klinik ist, sagt sie, dass die Anzahl der zu versorgenden Patienten für die räumliche, apparative und personelle Ausstattung des Krankenhauses viel zu hoch ist und damit sinkt die Qualität der Versorgung. Wir sehen den kleinen OP, in dem gerade ein Kaiserschnitt durchgeführt wird: etwa 30 Geburten pro Tag, davon 6-8 Kaiserschnitte. Die Anästhesistin ist seit 24 Stunden ununterbrochen im Dienst und versorgt mit einem weiteren Kollegen an diesem Sonntag die gesamte Klinik. Der Autoklav zur Instrumentensterilisation ist schon seit einigen Tagen ausgefallen, die Instrumente werden zwischen den Op´s nur notdürftig gereinigt und desinfiziert und es fehlt an OP-Handschuhen. Die Angehörigen müssen die OP- Handschuhe in den umliegenden Shops oder anderweitig besorgen und bezahlen. Nach unkomplizierter Spontangeburt kommen die Frauen in einen Saal mit ca. 15-20 Betten, wo sie über ca. 6-8 Stunden von einer diensthabenden Schwester überwacht werden, um danach das Bett für die nächste Mutter frei zu machen. Patientinnen nach Kaiserschnitt verlassen nach 3 Tagen die Klinik. In Raum befinden sich aber mindestens 40-50 Personen, die auf dem Boden und in jeder Nische Platz suchen. Auf die Frage, warum diese starke Überbelegung, kommen zwei Antworten: 1. die umliegenden Health-Center sind zum großen Teil nicht permanent mit Schwestern oder Hebammen besetzt und die Patienten werden dann ins Zentrum geschickt, obwohl das für eine adäquate Versorgung häufig nicht nötig wäre. In den kleineren (z.T. privaten) Gesundheitseinrichtungen im Umland müssen die Patienten/Angehörigen für medizinische Leistungen häufig Gebühren entrichten, die sie entweder nicht aufbringen können oder wollen. In den staatlichen KH ist die Basisbehandlung (z.B. Geburt) prinzipiell kostenfrei, dafür fallen aber längere Fahrzeiten und Transportkosten an, die dann vielfach von den Familien auch nicht aufgebracht werden können. Am Ende unseres Rundgangs scheint Christine fast erleichtert, sich die Frustration einmal von der Seele geredet zu haben. Am Ende sagt Sie, ohne nicht-staatliche Unterstützung von außen wird sich hier in den nächsten Jahren nicht sehr viel ändern. Gerne würden wir unsere Patienten besser versorgen, es ist aber unter diesen Bedingungen einfach nicht möglich.

Für den Nachmittag steht eine Rundfahrt zu den „Sipi Falls“ am westlichen Rand des großen Mount Elgon Massivs auf dem Programm.

So haben wir das Land von unserer ersten Reise in Erinnerung: grün, Tee-, Kaffee und Gemüseanbau. Angeblich wächst auch in dieser eher abgelegenen Gegend langsam die Zahl der Touristen. Erste Hinweise auf Campingplätze, Restaurants und andere touristische Serviceleistungen können wir am Straßenrand erkennen.Mit einem gemeinsamen Abendessen endet der Besuch in Salem.

In den wenigen Tagen haben wir viele neue Eindrücke gewonnen und ein bemerkenswertes Projekt kennen gelernt. Die Motivation der Menschen vor Ort verbunden mit der hohen Hilfs- und Einsatzbereitschaft aus Europa, die weit über die Bereitstellung finanzieller Unterstützung hinausgeht, hat uns beeindruckt und überzeugt. Durch die Vielgestaltigkeit und die langfristige Perspektive der Ansätze in Salem kann es gelingen, die Lebenssituation der Menschen dieser Region nachhaltig zu verbessern. Wir wollen in Zukunft unseren Beitrag dazu leisten und würden uns freuen, wenn wir auch andere für dieses oder auch andere Projekte gewinnen könnten.

Wir freuen uns auf Rückmeldungen jeder Art.

Ulla und Hans-Gerd Meerpohl